Montag, 12. Mai 2014

Marianische Heilige

Pfarrer Rudolf Keith, der in den Nachkriegsjahren im unterfränkischen Elsenfeld wirkte, verfasste das Buch Königin aller Heiligen. Für jeden Tag des Monats Mai stellt er zwei Heiligenportraits sowie passende Gebete vor. Dadurch bringt er uns nicht nur die Heiligen näher, sondern ermöglicht uns, jeden Tag ein Gebet von oder zu diesen Heiligen zu beten. Aus diesen Portraits stellen wir hier den deutschen Mystiker Heinrich Seuse vor:

Der selige Heinrich Seuse

Um 1300 wurde in Konstanz am Bodensee der selige Heinrich Seuse geboren. Mit dreizehn Jahren brachte ihn seine tiefgläubige Mutter in das Inselkloster des hl. Dominikus, wo er den größten Teil seines Lebens verbrachte. Schon als Kind brachte Heinrich der Gottesmutter Blumen zum Schmuck. Als er wieder einmal die Maienkönigin mit einem Kranz der ersten Blumen gekrönt hatte, erschien ihm die Gottesmutter. Heinrich sah die Engel auf und nieder steigen in lichtem Gewand. Er hörte einen himmlisch schönen Gesang zu Ehren Mariens. Die Königin selbst schwebte über dem himmlischen Heer in Würde und Herrlichkeit.

Heinrich wurde Dominikanermönch. Bis zum vierzigsten Lebensjahr übte er eine unglaubliche Buß-Strenge. Es folgte eine Schule des Leidens: Verlust seiner Ehre, Untreue der Freunde, ein Gefühl der Verlassenheit von Gott. Gelassen ertrug er alles und wurde dafür zuletzt mit einem tiefen Seelenfrieden beschenkt. Als Dominikaner stellte er sich ganz in den Dienst Mariens. Öfter besuchte sie ihren Diener in seiner Zelle. Heinrich wollte sein Glück als Marienverehrer mit allen teilen. Seinen Beichtkindern gab er den Rat, täglich neun Ave Maria zu beten. Das erste am Morgen kniend, um alle guten Werke der Himmelskönigin in die Hände zu legen, damit sie diese kostbar mache und dem himmlischen Vater darbringe. Sieben Ave sollten den Tag über gebetet werden, damit das reinste Herz Mariens die Sünder zu Gott bringe und allen eine gute Sterbestunde erbitte. Das letzte Ave betete er am Abend in dem Anliegen, dass Maria alles gut mache, was wir tagsüber versäumt haben. Doch Heinrich ehrte auch alle Frauen um der Gottesmutter willen. Als er wieder einmal unterwegs war, kam er zu einem schmalen Steg, der über eine große Pfütze führte. Da kam ihm eine arme Frau entgegen, und Heinrich verließ sogleich den Steg und trat in die Pfütze, um auszuweichen. Da fragte die Frau: „Ehrwürdiger Vater, wie kommt es, dass Ihr mir Platz macht, da ich doch gern Euch ausgewichen wäre?“ Heinrich antwortete: „Es ist meine Gewohnheit, allen Frauen Ehre zu erweisen um der zarten Gottesmutter willen.“

Auszug aus dem Buch Königin aller Heiligen von Rudolf Keith
Zuerst erschienen in MARIA - Das Zeichen der Zeit (MZZ) Nr 161. 2. Quartal 2014

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