Donnerstag, 15. Mai 2014

Der Papst über den Leib

Der Wunsch nach Liebe rührt an den tiefsten Grund unserer Identität als Mensch. Die Regale sind voll von Handbüchern mit Antworten auf unsere Sehnsucht nach Liebe. Der hl. Papst Johannes Paul II. jedoch bietet uns etwas viel Grundlegenderes an: Wenn wir die wahre Bedeutung von Mann und Frau entdecken wollen, ist es notwendig, nicht nur unsere psychologische Veranlagung und unser typisches Verhalten zu untersuchen, sondern – viel wichtiger – das, was Gott uns über unseren Ursprung offenbart.
Gott fordert uns stets auf, an den Anfang zurückzukehren, um seinen wunderbaren Plan für die Menschheit wiederzuentdecken. Nur wenn wir diesen ursprünglichen Plan verstehen und danach leben, können wir eine Antwort auf unser Suchen und die authentische Liebe finden. Dabei hilft uns der hl. Papst Johannes Paul II. mit seiner „Theologie des Leibes“, die Mary Healy in ihrem Buch Zurück ins Paradies neu erschlossen hat, um viele Menschen einzuladen, dieses Erbe des Papstes für sich zu entdecken:


Die Wahrheit über den Leib

Wenn jemand fragt: „Möchtest du geliebt oder benutzt werden?“ – welcher verständige Mensch würde da nicht die Liebe wählen? Wir können auch auf die Erfahrung zurückgreifen, wie es ist, benutzt statt geliebt zu werden, und wie sehr wir darunter leiden, wenn wir benutzt werden. Der menschliche Leib sagt: „Ich bin eine Person, deshalb bin ich unendlich wertvoll. Ich muss mit Würde und Respekt behandelt werden. Die einzige angemessene Antwort auf mich ist Liebe.“ Alle Menschen können diese Würde erkennen, wenn sie die Wahrheit lesen, die in den menschlichen Leib eingeschrieben ist.

Sklaven der Begierde?

Jesus gab uns die Fähigkeit, gemäß dem eigentlichen Sinn der menschlichen Existenz zu leben: an der Liebe Gottes teilzuhaben. Wir sind nicht länger eine gefallene Menschheit, regiert von der Begierde. Weil Christus gekommen und für  uns gestorben ist, sind wir eine erlöste Menschheit.

Die heutige Kultur behauptet, wir könnten unser Verlangen nach Sex, Geld oder Macht nicht in der Griff bekommen, sondern es höchstens manipulieren oder unterdrücken. Anstatt z. B. die Jugendlichen über die Würde ihres Leibes und eine entsprechende Vorstellung von der Sexualität zu belehren, sagen wir: „Sie sind ein Haufen Hormone, wir können ihre sexuellen Gewohnheiten sowieso nicht ändern; geben wir ihnen Kondome!“ Anstatt jungen Erwachsenen die Schönheit der Ehe zu erklären, wenn wir feststellen, dass sie unverheiratet zusammenleben, schauen wir einfach darüber hinweg. Dies ist ein Verrat am Evangelium und ein Ausverkauf der Freude, die durch die Erfüllung des Planes Gottes möglich wäre.

Leidenschaft und Reinheit

Die Lehre des Papstes zeigt, wie falsch beide Extreme sind: die Unzucht, bei der der Begierde freie Bahn gelassen wird; und die Prüderie, die den Eros missachtet oder unterdrückt. Keines von beidem entspricht unserer Würde als leibliche Person, gestaltet nach dem Abbild Gottes. Die erste Alternative sieht im Menschen fast so etwas wie ein Tier, die zweite sieht ihn als einen körperlosen Engel – beides basiert auf einer Abwertung des Leibes. Nur durch ein reines Herz können wir unsere Sexualität in die richtigen Bahnen lenken, zu dieser Reinheit ruft uns Jesus in der Bergpredigt: „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8). Es gibt keine echte Liebe ohne Reinheit (…) Christliche Predigten vermitteln manchmal den Eindruck, Moral basiere auf einer Reihe von Tabus: kein Gelegenheits-Sex, keine Empfängnisverhütung, keine Pornographie – also „no fun“, wie es in den Medien heißt. Doch wir sollten Gott für diese christliche Moral danken, die kein Nein ist, sondern von der wahren Freiheit handelt, von der Befreiung der Neigungen, die Gott in uns legte, und deren höchsten Erfüllung. Die Leidenschaft der Begierde (nach etwas greifen für mich) wird verwandelt in eine Leidenschaft des Schenkens (Selbsthingabe für dich). Leidenschaft gepaart mit Reinheit befreit den Leib dafür, wozu er geschaffen wurde: ein lebendiger Ausdruck einer spirituellen Gemeinschaft zu sein, in der beide Personen sich einander zum Geschenk machen.

Aus: Mary Healy: Zurück ins Paradies

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