Donnerstag, 1. Juni 2017

PFINGSTEN

Nicht nur für Firmlinge, sondern auch für viele ältere Christen bleibt der Heilige Geist „der unbekannte Gott“, obwohl er es ist, den wir seit der Taufe in unserer Seele tragen, der in uns betet, der uns zur Liebe zu Jesus und zum Vater drängt. Höchste Zeit also, ihn kennen und lieben zu lernen!

Den Schlüssel dazu möchte uns die Person schenken, die den Heiligen Geist besser kennt als alle anderen Menschen: Maria, die Mutter Jesu. „Verehren wir Maria im Abendmahlssaal! Und wenn auch wir den Heiligen Geist empfangen wollen, so sollen wir Maria als Lehrerin, als Gebetsbegleiterin und als Gnadenvermittlerin erwählen.“ Diese Worte stammen von der sel. italienischen Ordensgründerin Elena Guerra († 1914). Sie nannte sich die „Gepäckträgerin des Heiligen Geistes“, da sie nur einen Wunsch hatte: den Heiligen Geist bekanntzumachen. Sr. Elena ist es, die Papst Leo XIII. dazu bewegte, am 1. Januar 1901 das ganze Jahrhundert dem Heiligen Geist zu weihen und in seiner Heilig-Geist-Enzyklika allen Gläubigen die Pfingstnovene zu empfehlen.

Die Liebe Gottes ist ausgegossen

Im Römerbrief 5,5 heißt es: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ Die Urchristen hatten dafür ein lebendiges Beispiel vor Augen: Maria, die Mutter Jesu. Nach dem Foltertod Jesu hätte sie sich verbittert und innerlich verletzt von allen zurückziehen können. Maria hätte die Feigheit, Treulosigkeit und Mitschuld der Einzelnen am Tod Jesu anprangern und sich von den Freunden Jesu trennen können – für immer.
 Das Außergewöhnliche an ihr ist, dass sie trotz aller traumatischen Erlebnisse die reine Liebe nie verloren hat. Sie war „Tempel Gottes“ (vgl. 1 Kor 3,16), da der Heilige Geist Gottes in ihr wohnte wie in keinem anderen Menschen. Nur durch den Geist der Liebe konnte Maria den Weg Jesu bis unter das Kreuz und darüber hinaus mitgehen, ohne zusammenzubrechen.

Ein Leben aus dem Heiligen Geist

Wie der hl. Franz von Sales († 1622) feststellt, handelt der Heilige Geist in Maria, ohne auf Hindernisse zu stoßen. Die Liebe des Heiligen Geistes ist sanft, anmutig, voll Frieden und Ruhe. Wo dieser Fluss der Liebe des Heiligen Geistes auf Hindernisse im Menschen trifft, kann es manchmal Erschütterungen geben. Nicht so bei Maria, deren Herz und Seele so weit offen stehen, dass der Heilige Geist wie ein ruhiger Strom in Fülle in ihr fließen kann.
Nie beleidigte Maria den Heiligen Geist (vgl. Eph 4,30), sondern widerstand aller Bitterkeit, Vergeltung und Unversöhnlichkeit. Staunend preisen wir Gott für den Heiligen Geist, der in Maria wirkte, auch dann, als sie den Tod ihres Sohnes miterleben musste. In Maria wird Realität, was der hl. Paulus im Hohelied der Liebe schreibt: „Sie … trägt das Böse nicht nach … Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand“ (1 Kor 13,5.7).

Der Geist der Wunder

Im Gegensatz zur Urkirche rechnen wir heute viel zu wenig mit dem Wirken des Heiligen Geistes. Im Leben Jesu und seiner Heiligen ist es dieser Geist der Liebe, der das Unmögliche ermöglicht und menschliche Herzen mit übermenschlicher Liebe erfüllt. Daher schreibt die sel. Elena Guerra: „Die Herabkunft des Heiligen Geistes (an Pfingsten) war keine vorübergehende Erscheinung. Sie hat sich in ein wahres und wirkliches Gegenwärtigsein verwandelt, denn ER ist mitten unter uns, nicht weniger als am Pfingsttag im Abendmahlssaal, wenn auch für unsere Sinne nicht begreifbar … Die Apostel und die ersten Christen brauchen wir nicht zu beneiden; wir müssen uns nur so wie sie vorbereiten, um Ihn gut zu empfangen. Dann wird ER kommen, so wie es sich bei ihnen ereignet hat.“
Das Leben der hl. Crescentia von Kaufbeuren († 1744) beweist, dass es möglich ist, ganz aus dem Heiligen Geist zu leben. Seit ihrer Kindheit hatte sie Visionen des Heiligen Geistes, dessen Führung sie ihr Leben anvertraut hatte. Sie ist die einzige Heilige, die den Heiligen Geist nicht nur als Taube oder Flamme schaute, sondern als „lichtes Knäblein, in weißem Gewand, sein Haupt umgeben von sieben lieblichen Feuerzungen“. Als Crescentia heranwuchs, schaute sie den Heiligen Geist später als „strahlenden Jüngling“.
Mit ihm, der jedes Menschenherz mit der Liebe zum Vater und zum Sohn durchdringen möchte, konnte Crescentia die härtesten Prüfungen bestehen. So schöpfte sie auf Geheiß der Oberen mit einem Sieb Wasser, ohne sich gegen das unsinnige Gebot aufzulehnen – und das Wunder geschah: Ohne einen Tropfen zu verschütten, blieb das Wasser im Sieb. Durchdrungen vom Heiligen Geist sehnte sich Crescentia nach dem täglichen Empfang der hl. Kommunion, was damals nicht selbstverständlich war. Ihre Mitschwestern und die Priester sahen mehrfach, wie die hl. Kommunion zur hl. Crescentia schwebte und in sie einging. Sie brannte für Gott und verzehrte sich aus Liebe zu ihm in einer Weise, dass sogar ihre Körpertemperatur dies ausdrückte – Crescentia glühte, selbst im tiefsten Winter. Dieses Phänomen ist u. a. auch vom hl. Pater Pio bekannt.
Crescentia und Pater Pio waren stigmatisiert, erlebten Visionen und vieles mehr. Doch auch wir „einfachen Leute“ sind zu einem Leben aus dem Heiligen Geist berufen. Um ihm Raum zu geben, empfiehlt die sel. Elena die Pfingstnovene zum Heiligen Geist. Ganz gleich, wie schwach, geistig ausgetrocknet oder unfähig wir uns fühlen mögen – der Heilige Geist wartet nur darauf, in unser Herz eingeladen zu werden. Mit Maria und den Heiligen wird ER uns hineinziehen in das Gebet vom Abendmahlssaal. Dort betete die Urkirche auf die Bitte Jesu hin, und Jesus wünscht auch heute, dass wir in dieses „universelle Gebet zu seinem Herzen“ eintreten, so seine Worte an Sr. Elena. „Gott liebt dich wie seinen Augapfel. Als er dich schuf, zog er dich wie einen Liebesseufzer aus seinem Herzen. Du kannst durch ein unbegrenztes Vertrauen zu ihm zurückkehren“, schrieb die sel. Elena. Wagen wir es, mit ihr, den Heiligen und geführt von Maria zum Heiligen Geist zu rufen wie noch nie zuvor!

von Beatrix Zureich

Zuerst erschienen in "Maria - das Zeichen der Zeit (MZZ)" Nr. 176

Dienstag, 2. Mai 2017

Neuerscheinung: GOTT IST MIT UNS

 Das neue Buch von Alan Ames

Aktuelle Botschaften von Gott Vater, Jesus und dem Heiligen Geist, die für jeden Tag des Jahres einen Impuls, Rat oder Hilfestellung geben möchten. Themen: der Triumph des Guten, die Macht des Bösen und der Engel, die Beherrschung der Zunge, Ausblicke in die Zukunft etc. Weitere Themen: Vergebung, Angst, Weisheit, Gebet, Beichte, Eucharistie, Zweifel, Krieg, Frieden.

192 Seiten, broschiert

Zur Bestellung

Alan Ames wird auch im Mai 2017 Gebetsabende und Vorträge in Deutschland und in der Schweiz abhalten. Dort wird er aus seinem Leben und über seinen Glauben erzählen und mit den Menschen um Heilung beten. Aktuelle Termine finden Sie HIER.

Samstag, 19. März 2016

DER HEILIGE JOSEF

Traditionell gilt der Monat März als der „Josefsmonat“, dessen Festtag die Kirche am 19. März feiert.
Die große hl. Kirchenlehrerin TERESA VON AVILA erwähnt den hl. Josef häufig. Sie trug maßgeblich dazu bei, sein Andenken in der Kirche zu fördern und scheint die Erste gewesen zu sein, die Kirchen zu seiner Ehre erbauen ließ.

Nachdem Teresa mit jungen Jahren in das Karmelkloster in Avila eingetreten war, erkrankte sie an einer schmerzlichen Krankheit, die sie an den Rand des Grabes brachte. Nach mehrtägiger Ohnmacht war Teresa völlig gelähmt und erbat die Feier hl. Messen im Anliegen ihrer Heilung. Mit innigem Gebet wandte sie sich vertrauensvoll an den hl. Pflegevater Jesu. In ihrer Biographie schreibt sie:
„Er ließ seine Macht und Güte hell aufstrahlen. Ihm sei gedankt! Ich fühlte meine Kraft zurückkehren; ich konnte aufstehen und gehen, ich war nicht mehr gelähmt. Seine Hilfe offenbarte sich auf ganz greifbare Weise (...) Um das Glück voll zu machen, erhörte er mich jederzeit und über
alle meine Erwartungen hinaus.“


Später schrieb Teresa: „Schon seit Jahren erbitte ich mir für das Fest des hl. Josef stets eine besondere Gnade, und immer bin ich erhört worden. Ist meine Bitte weniger gut und nicht ganz der Ehre Gottes gemäß, so weiß er in bewundernswerter Weise sie zum Besseren zu lenken und so noch vorteilhafter für mich zu machen.“

Teresa empfiehlt: „Wer einen Führer auf dem Weg zum inneren Gebet und innerlichen Leben braucht, soll den hl. Josef als Führer nehmen, und er wird in ganz kurzer Zeit zum Ziel kommen. Wer immer meinen Worten nicht glauben will, den bitte ich um der Liebe Gottes willen, einen Versuch zu machen; er wird dann erfahren, welch großen Nutzen es bringt, wenn man sich diesem glorreichen Patriarchen empfiehlt und ihn mit Andacht verehrt.“

Im Blick auf den hl. Josef und all das, was sie im Vertrauen auf seine Fürbitte bei Gott erlebte, schreibt Teresa schließlich: „Ich erinnere mich nicht, ihn bis zum heutigen Tag je um etwas gebeten zu haben, das er mir nicht gewährt hätte. Ja, es ist zum Erstaunen, welch große Gnaden mir Gott durch die Vermittlung dieses glückseligen Heiligen verliehen und aus wie vielen Gefahren des Leibes und der Seele er mich durch ihn befreit hat!“

Traditionell ist der Mittwoch der Tag, an dem besonders des hl. Josef gedacht wird. Er wartet nur darauf, dass wir ihn in unser Leben einladen und seine Fürsprache in Anspruch nehmen, zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen. Verehrt den hl. Josef!

(Aus: Isenegger/Holböck, Verehrt den hl. Josef)

Donnerstag, 10. März 2016

Medjugorje und das Fasten

Seit dem 24. Juni 1981 berichten sechs junge Menschen, dass ihnen die Gottesmutter Maria erscheine, die sich „Königin des Friedens“ nenne. Seither ist das Dorf Medjugorje in Bosnien Herzegowina zu einem der größten Wallfahrtsorte Europas geworden. Im Januar war Kardinal  Schönborn aus Wien vor Ort, um Medjugorje „als Pilger“ zu erleben – immer wieder betont der Kardinal, dass viele Priesterberufungen in seiner Erzdiözese auf Medjugorje zurückgehen. Der Postulator des Seligsprechungsprozesses für Papst Johannes Paul II., Slawomir Oder, publizierte eine Aussage des 2005 verstorbenen Papstes, dessen Seligsprechung bevorsteht: „Wenn ich nicht in Rom wäre, würde ich bereits in Medjugorje beten.“
Noch steht das endgültige Wort der Kirche über die Echtheit der Erscheinungen aus. Wallfahrten nach Medjugorje sind jedoch erlaubt, und die Kirche bemüht sich, den Tausenden Pilgern seelsorgerisch beizustehen.

Aus dem neu erschienenen Medjugorje Kurzbericht, der den Wallfahrtsort und die Botschaften kurz vorstellt, zitieren wir einen Abschnitt zum Thema Fasten, das zum Kern der Botschaften gehört:

Fasten

Das Fasten hilft dem Menschen, durch bewussten Verzicht auf Konsumgüter, Gewohnheiten oder Aktivitäten sich seiner Abhängigkeiten bewusst zu werden und ein Stück mehr Freiheit zu gewinnen Es hilft ihm, sich auf seine Würde und Rolle zu besinnen und das Wesentliche zu erkennen, und es versetzt ihn in die Lage, sich wieder mehr Gott und seinen Mitmenschen zuzuwenden: „Auch heute lade ich euch zum Fasten und zur Entsagung ein. Meine lieben Kinder, entsagt dem, was euch hindert, Jesus näher zu sein“ (Botschaft vom 25. März 1998). Am 25. Juli 1991 sagte die Gospa: „In dieser Zeit ist der Friede auf besondere Weise bedroht, und ich erbitte von euch, dass ihr das Fasten und das Gebet in euren Familien erneuert. Liebe Kinder, ich wünsche, dass ihr den Ernst der Situation begreift und dass ihr begreift, dass viel von dem, was geschehen wird, von eurem Gebet abhängt.“ Immer wieder wird deutlich, wie sehr der Glaube, Gebet und Fasten den Frieden und unsere Zukunft beeinflussen: „Nur durch Gebet und Fasten kann der Krieg aufgehalten werden“ (Botschaft vom 25. April 1992). Indem wir uns durch Fasten und Entsagung von der Welt des Materiellen zurückziehen, werden wir offener für die Welt des Spirituellen, diese gewinnt mehr Anteil an uns. Und wenn wir als gläubige Christen mit dem Herzen fasten, in den Anliegen der Gospa, so können wir wiederum Einfluss nehmen auf den Plan Gottes: „Vor allem fastet, denn durch das Fasten werdet ihr erreichen, dass der gesamte Plan Gottes, den Gott hier in Medjugorje vorhat, verwirklicht wird ...“ (Botschaft vom 26. September 1985).
Die Gospa legte auch nahe, für die Bekehrung der Sünder zu beten und zu fasten. Dies ist ein weiterer Aspekt des Fastens: das Aufopfern. Auch dazu ruft die Gospa auf. Als die Seherin Vicka für längere Zeit unter Krankheiten – auch eine Art des Fastens durch Verzicht auf Gesundheit – zu leiden hatte, ermunterte die Gospa sie dazu, all ihre Schwierigkeiten Jesus für die Bekehrung der Sünder darzubringen. So verzichtete Vicka darauf, die Gospa um Heilung zu bitten.
Wie soll man fasten? Vicka sagt in einem Gespräch mit Pater Bubalo: „Wir haben sie gefragt, wie man fasten müsse, und sie sagte: bei Brot und Wasser ...Wer fastet, tut Gutes, wer aber nicht fastet, sündigt bestimmt nicht. Es sei denn, dass er dasjenige Fasten nicht hält, das die Kirche anordnet ... Das Wichtigste ist, dass man fastet, jeder so, wie er kann.“
Heute ist die Praxis des Fastens am Mittwoch und Freitag fest mit Medjugorje verbunden.

Samstag, 3. Oktober 2015

ERNTEgeDANKen

Im Oktober feiern viele Pfarreien das Erntedankfest im Gedenken daran, dass die Erntegaben nicht nur Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit, sondern auch Zeichen des Segens und der Liebe Gottes sind. Gleichzeitig ist Erntedank eine Einladung zurückzuschauen – in Dankbarkeit.

Jesus sagt: „Ich bin der Weinstock ...“


Diese Worte Jesu (Joh 15,5) weisen darauf hin, dass ich durch meine Taufe ein Rebzweig bin, eingepfropft in den Weinstock Gottes. Ich bin Sonnenschein, aber auch Wind, Regen oder gar Hagel ausgesetzt, der meine Blätter zerfetzt. Andere Rebzweige umgeben mich, manche helfen mir, meine Ranken auszustrecken, andere drücken mich weg und rauben mir das Sonnenlicht. Der Gärtner schneidet mich zurück, Insekten kommen und befruchten die Blüten, die ich hervorbringe. Andere Insekten hinterlassen winzige Eier, und meine Früchte und Blätter fallen der Gefräßigkeit der Larven zum Opfer.
Wenn ich mir meine Misserfolge und verpassten Chancen sowie das, was meine Umgebung dazu beigetragen hat, näher betrachte, erfasst mich Unzufriedenheit. Diese jedoch ist ein Alarmzeichen dafür, dass ich den Überblick verloren habe und Ablenkungen zum Opfer gefallen bin. Denn Ablenkung ist es, Vergangenes durch das Vergrößerungsglas der Unzufriedenheit zu sehen und am Ende zu meinen: „Keiner liebt mich!“

Dankbarkeit


Die Alternative heißt Dankbarkeit. Wenn ich in Dankbarkeit zurückblicke, erkenne ich, dass Gott mich nie allein gelassen hat. Ich mag zwar ein etwas mitgenommener, von Schädlingen befallener Rebzweig sein, doch wenn ich auf den Weinstock schaue, darf ich erkennen, dass er mich trotzdem immer getragen hat und dass ich ihm vertrauen darf in allem, was kommt. Er ist es, der mir Kraft gibt, wenn ich gebeutelt werde. Nie hat er aufgehört, mir seinen lebensspendenden Saft zu geben. Wenn ich Einschnitte verkraften musste, stärkte er mich und baute mich auf. Wenn meine Früchte trotz meiner Bemühungen zu klein gerieten oder von Schädlingen befallen wurden, war der Weinstock für mich da, versorgte mich mit neuer Kraft und half mir, neue Knospen hervorzubringen. Selbst wenn der Herbst meines Lebens kommt, wenn ich all meine Blätter und Früchte loslassen muss und keine Schönheit mehr zeigen kann, wird der Weinstock dasein und mich stützen. Er schenkt mir die innere Kraft, die dem Auge verborgen bleibt und die unter der dürren Rinde auf ein „neues
Leben“ wartet.

Die Versuchung: Massa und Meriba


In Australien lebt Nick Vujicic, 26 Jahre. Seine Geburt war ein Schock für seine Eltern – die Ultraschallbilder hatten nicht angezeigt, dass ihm aufgrund eines Genfehlers beide Arme und Beine fehlten. Einige Jahre haderte Nick mit seinem Schicksal: „Gottes Ebenbild? Ich? Das ist wohl ein Witz!“ Inzwischen sagt er: „Keine Arme, keine Beine – keine Sorgen! Schau nicht auf das, was du nichthast, sondern auf all das, was du hast!“ Dieselbe Lektion musste das Volk Israel lernen: 40 Jahre lang waren sie durch die Wüste gezogen, Gott hatte ihnen Manna, Wachteln, Wasser und alles Lebensnotwendige zur Verfügung gestellt. Als sie am Rand der Wüste Sin ihr Lager aufschlugen und kein Wasser mehr hatten, murrten sie und verfielen in Undank gegen Gott. Sie bedrohten Mose, der daraufhin durch Gottes Wort mit dem Stab Wasser aus dem Felsen schlug. Mose nannte den Ort „Massa und Meriba“, d.h. Probe und Streit, weil das undankbare Volk Gott auf die Probe gestellt hatte.
Der Psalm 95,7–10 gibt wider, wie Gott darüber dachte: „Verhärtet euer Herz nicht wie in Meriba, wie in der Wüste am Tag von Massa! Dort haben eure Väter mich versucht, sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch mein Tun gesehen. Vierzig Jahre war mir dies Geschlecht zuwider, und ich sagte: Sie sind ein Volk, dessen Herz in die Irre geht; denn meine Wege kennen sie nicht.“ Lernen wir aus der Geschichte, um es nicht am eigenen Leib erfahren zu müssen: Undank ist eine Verfehlung gegen Gott, denn wer undankbar ist, hat keine Liebe für den, der uns aus Liebe erschaffen, am Leben erhalten und erlöst hat.

Danken sollen dir die Völker alle (Ps 67)


Die Zeit der Ente ist also eine Einladung, Gott nicht nur für das gute Wetter und die Erträge aus Acker, Weinberg und Wald zu danken, sondern auch ein Aufruf, dankbar zurückzuschauen und zu erkennen, wie sehr wir in Gott und seiner Liebe verwurzelt sein dürfen – zu jeder Jahreszeit! Mehr als die besten irdischen Eltern ist Gott stets für uns da, lässt uns nie fallen – außer dann, wenn wir uns aus freiem Willen von ihm lossagen. Und weil alles vergeht, Gott allein aber derselbe bleibt und weil Gott erst genügt (so sagte die hl. Teresa von Avila), deshalb steht es sogar den Rebzweigen, die sich aus eigenem Willen vom Weinstock getrennt haben, offen, jederzeit zurückzukommen und darum zu bitten, wieder eingepfropft zu werden und neues Leben aus der uralten, ewigen Wurzel zu schöpfen. Erkennen wir, wie großzügig, treu und liebevoll Gott, unser Weinstock ist, und danken wir ihm aufrichtig für alle guten Früchte in unserem Leben. Mit seiner Hilfe durften wir sie hervorbringen, denn er sagte (Joh 15,5): „Ohne mich könnt ihr nichts vollbringen!“Dieser Dank wird uns als wahre Rebzweige ausweisen, als liebende Kinder des himmlischen Vaters.

Beatrix Zureich

Zuerst erschienen in MARIA - Das Zeichen der Zeit Nr. 143

Freitag, 18. September 2015

BETER AM STRASSENRAND

Morgen findet in Berlin
der MARSCH FÜRS LEBEN
statt.

Der New Yorker Priester Monsignore Philip J. Reilly (*1934) hatte fast zwanzig Jahre lang versucht, auf politischer Ebene etwas für den Schutz des menschlichen Lebens zu erreichen, besonders für die Ungeborenen. Am Ende war er völlig mutlos. Als der engagierte Priester nicht mehr weiter wusste, hörte er in seinem Herzen die Stimme Gottes: „Warum versuchst du es nicht mit beten?“ Nach einiger Zeit verstand Mons. Reilly, was Gott damit meinte: Das Gebet sollte an erster Stelle stehen und alles andere daraus erwachsen. So flehte er: „Herr, schenke mir eine Armee von Betern!“ Kurz darauf standen vor seiner Tür: ein Opa, drei Omas und ein Arbeitermädchen. Mit dieser Handvoll Leute, die am Fest Maria vom Sieg (7. Oktober, auch Rosenkranzfest genannt) vor die damals größte Abtreibungsklinik der westlichen Welt zogen, wurde 1989 der Grundstein für die Helfer für Gottes kostbare Kinder gelegt (...)

Innerhalb von elf Jahren verbreitete sich das Apostolat der Helfer auf allen fünf Erdteilen. Die Fakten sind eindeutig: Von zunächst 43 Abtreibungseinrichtungen in der Diözese Brooklyn sind heute nur noch 20 übrig geblieben! War die frühere Pro-Life-Arbeit von Mons. Reilly fruchtlos geblieben, so konnte man jetzt die Erfolge überall dort sehen, wo vor den Abtreibungsstätten gebetet wurde (...) In Deutschland wird in bisher 23 Städten gebetet; an sechs Abtreibungsorten wurde der„Tötungsbetrieb“ eingestellt.


Berichte der „Beter am Straßenrand“

Ein Priester und eine Ordensschwester hatten an einer Gebetsvigil vor einer Abtreibungsklinik teilgenommen und leise das Befreiungsgebet von Papst Leo XIII. gebetet. Während sie beteten, fuhr ein Paar in einem Auto vor die Klinik, auf dem Rücksitz saß ein Kleinkind. Die Frau auf dem Vordersitz wollte eine Abtreibung vornehmen lassen. Zwei Helfer sprachen durch das Wagenfenster mit dem Paar und bekamen eine nachdenkliche Antwort. Dann wendete das Auto und fuhr von der Kinik weg.
Innerhalb weniger Minuten hatte das Paar sich entschieden, nicht in die Klinik zu gehen. Beim Wegfahren lächelte das Kind auf dem Rücksitz und winkte den Helfern zu. Der Priester und die Nonne beendeten das Befreiungsgebet und standen auf. Nun berichteten ihnen die Helfer voller Freude, was während des Betens geschehen war. Noch lange erinnerte ich mich an das Lächeln des Kindes auf dem Rücksitz – als ob der Junge schon voller Vorfreude auf sein Brüderchen oder
Schwesterchen wäre.


Ein Umdenken bei Ärzten

Dr. Levantino machte 1976 seinen Abschluss am Albany Medical Centre in New York und war acht Jahre lang als Abtreibungsarzt beschäftigt, bevor er seine eigene Praxis eröffnete. Er redete sich ein,
dass er nicht unbedingt „für Abtreibung“, sondern „für die Frau“ sei, obwohl er manchmal Probleme damit hatte, beides miteinander zu vereinbaren: dass er den Frauen half, indem er ihre Kinder tötete. Er sagte, dass er sich bei der D&E-Methode (Erweitern des Muttermunds und Entfernen des Kindes), bei der das Baby buchstäblich auseinandergerissen wird, keine Sorgen darüber machen musste, dass das Baby lebend geboren wird. Bei Abtreibungen durch Salzlösung jedoch konnte es geschehen, dass das Kind lebend geboren wurde und er die winzigen Babys sah, wie sie nach Luft schnappten und mit ihren Füßen um sich traten, bis sie starben.
Beim Anblick dieser winzigen Körper verspürte Dr. Levantino jedes Mal ein plötzliches Unbehagen. Während er täglich etwa zehn solcher Babys „entsorgte“, versuchten er und seine Frau, ein Kind zu adoptieren. Nachdem sie schließlich eines adoptiert hatten, mussten sie den Schmerz erleben, dieses Kind durch einen Verkehrsunfall zu verlieren.
Schließlich konnte er sich der Realität nicht länger verschließen, dass der Körper eines Kindes bei der Abtreibung das „Kind von jemandem“ ist – so wie sein Kind, das er gerade verloren hatte. Ihm wurde bewusst, dass er das Kind von jemandem tötete – wie ein Auftragskiller. Diese Einsicht war der Wendepunkt in seinem Leben. Er erkannte, dass alles Geld der Welt diese Arbeit nicht wert war und veröffentlichte seine Geschichte.


Das Leiden der „Überlebenden“

Der kanadische Psychiater und Kinderpsychologe Philip Ney weist auf das Leiden derer hin, die direkt oder indirekt „Überlebende“ einer Abtreibung sind. Es sind Menschen, die z.B. nach einer künstlichen Befruchtung im Reagenzglas (IVF) ausgewählt wurden, während viele ihrer Geschwister ausgelöscht wurden. Oder diejenigen, die für einen bestimmten Zweck „erzeugt“ wurden, wie z.B. um ein Geschwister mit Knochenmark zu versorgen. Was wird ein IVF-Kind empfinden, wenn es erfährt, dass es ausgewählt wurde und vielleicht fünf, acht, zwölf oder sogar noch mehrere Geschwister dabei vernichtet wurden? hilip Ney und Marie Peeters zitieren in ihrer Studie über PASS, Überlebende einer Abtreibung, die Worte einer Frau, deren Bruder oder Schwester durch eine Abtreibung getötet wurde: „Ich hatte kein Recht darauf, da zu sein (...) Ich hänge an nichts und hatte auch nie eine verlässliche Beziehung. Ich fühlte mich allein und bedroht. Mein Leben, mein Dasein war in Frage gestellt. Ich hatte irrsinnige Zornesausbrüche und eine unkontrollierbare Wut (...) Erst jetzt, im Alter von 55 Jahren, beginne ich zu verstehen. Vor ein paar Jahren, kurz bevor meine Mutter starb, erzählte sie mir, dass sie vor meiner Geburt eine Abtreibung hatte ...“
Es gibt in unserer Gesellschaft viele solcher Überlebender, deren Geschwister abgetrieben wurden. Zu meinen Beratungsgesprächen kamen Jugendliche, die mir stockend und verstört von den Abtreibungen ihrer Mütter erzählten und wie sie versuchten, einen Sinn darin zu finden. Einmal erzählte mir eine Jugendliche, ihre Mutter habe ihr gesagt, dass sie eigentlich hätte abgetrieben werden sollen ...“

Es ist wichtig zu begreifen, dass eine Abtreibung sich nicht nur auf die Frau und ihr Kind auswirkt, sondern auch auf ihre engere und weitere Umgebung: auf den Vater, die Großeltern, Tanten und Onkel, da sie alle diesen Verlust spüren; ganz besonders jedoch auf die späteren Kinder.

(Aus: Wanda Skowronska, Beter am Straßenrand
zu beziehen beim Miriam-Verlag)

Montag, 17. August 2015

Ein eucharistisches Wunder

Am 21. August 1888, bei der großen französischen Nationalwallfahrt nach Lourdes, hatte es fast keine Heilungen gegeben. Ein Gewitter machte am Abend die Lichterprozession unmöglich. Angesichts der betrübten Pilgerschar kam ein frommer Geistlicher auf den Gedanken, das Allerheiligste Sakrament durch die Reihen der Kranken zu tragen, um dasselbe in vertrauensvollen Anrufungen zu feiern. Gesagt – getan. Bereits tags darauf, am Fest Maria Königin, wurde die erste Krankenprozession mit dem hochwürdigsten Gut gehalten.

Damals ertönten zum ersten Mal die ergreifenden Rufe: „Herr! Wenn du willst, kannst du mich gesund machen!“ – „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich unser!“ Und was geschah? Kaum waren diese Flehrufe an den eucharistischen Herrn ergangen, erhoben sich vor der Grotte nicht weniger als acht Kranke, die ihre Gesundheit plötzlich wiedererlangt hatten. Wer kann den Jubel beschreiben, der nun unter Tränen der Dankbarkeit zum Himmel stieg? Ohne Unterlass erschallt seit diesem Tag dieser Jubel der Herzen zu Ehren des Allerheiligsten Altarsakraments in Lourdes weiter.

Dr. Boissarie schrieb darüber: „Im Jahr 1888 begannen wir die Heilungen zu registrieren, die sich während der eucharistischen Prozession ereigneten (...) Sehr oft konnte man bei den Bädern keine Besserung feststellen, während die Heilung plötzlich vor dem Allerheiligsten
geschah ...“

(Aus: Die schönsten eucharistischen Wunder, Heft 1
Zusammengetragen von Pfr. Karl M. Harrer, zu beziehen bei uns im Miriam-Verlag)