Donnerstag, 31. Juli 2014

Das Wort Gottes - Schlüssel zur Liturgie

Haben Sie schon einmal versucht, in der Dämmerung ein Buch zu lesen? Oder gar im Dunkeln?
Das Buch liegt vor Ihnen, es wurde in Ihrer Sprache verfasst, und Sie möchten wissen, was darin steht, denn es wurde Ihnen mit den Worten überreicht:Das ist ein langer Liebesbrief an dich!
Die Lösung ist einfach, denn nun müssen Sie sich nur noch eine Lichtquelle suchen, um das Buch und die liebevolle Nachricht darin zu lesen. Diese Worte verändern gewiss Ihr Leben, denn sie können Ihr Herz öff nen für die Liebe eines anderen, derer Sie sich zuvor nicht wirklich bewusst waren.

Sicher haben Sie bemerkt: Dieses Beispiel zielt auf die Heilige Schrift. Dort gibt es eine kostbare Botschaft, doch in unserem Innern ist eine gewisse Dunkelheit, die der Seele nicht gestattet, das Wort wirklich aufzunehmen. Was wir brauchen, ist Licht: geistliches, göttliches Licht. Wir brauchen das Licht des Heiligen Geistes.

Das lebendige Wort

Der Unterschied zwischen Gottes Wort und menschlichen Worten besteht darin, dass Gottes Wort lebendig ist (Hebr 4,12). Was bedeutet das? Die Antwort finden wir bei Jes 55,10f: „So ist es auch mit dem Wort, das meinen (Gottes) Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe.“ Wahre Beispiele dafür sind Menschen, auch Atheisten oder Gegner der Kirche, die „zufällig“ eine Kirche betreten, um sie zu besichtigen, während darin ein Gottesdienst stattfindet; und gerade wird eine Stelle aus Jesaja (19,15) vorgelesen, wo Gott durch den Propheten sagt: „Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: ich vergesse dich nicht.“ Tief im Herzen getroffen, findet der Atheist zu Gott und zur Kirche … Gottes Wort ist wirklich machtvoll, es kann Leben verändern.
Unter den 150 Psalmen gibt es einen, den längsten (Ps 119), der ausschließlich von Gottes Wort handelt. Unzählige Generationen bis heute reflektieren und beten ihn, z. B. König David, Jesus, die Gottesmutter, die Apostel und Menschen wie Sie und ich. Verse aus Psalm 119: „Öffne mir die Augen für das Wunderbare an deiner Weisung!“ (18). „Das Wesen deines Wortes ist Wahrheit, deine gerechten Urteile haben alle auf ewig Bestand“ (160). „Deine Worte sind rein und lauter, dein Knecht hat sie lieb“ (105).
Können wir das heute auch von uns sagen? Schätzen wir Gottes Wort, liebenwir es? In China riskierten Christen Gefängnisstrafen, wenn sie die Bibel besaßen, ebenso ist es noch heute in einigen Ländern. Wir aber haben die Bibel zur Hand, doch gehört sie nicht zu den am wenigsten gelesenen Büchern im Regal?

Das Wort Gottes lieben

Ich war gerade 20 Jahre alt, als mir in Westafrika von den Armen die Augen für den Wert von Gottes Wort geöffnet wurden. Bei einer Wallfahrt im Busch staunte ich, wie in der dortigen Fatima-Grotte eine „Feier der Heiligen Schrift“ stattfand. Alle Pilger kamen in langer Prozession zum Altar, wo die offene Bibel lag. Nie vergesse ich, wie eine arme blinde Frau die Seiten der Schrift berührte, dann ihre Augen anfasste und voll Ehrfurcht ein Kreuzzeichen schlug und sich verneigte. Später wurde ich Zeuge, wie ein unheilbar Kranker, der sehr an off enen Beinen litt, zum Priester kam. Der mittellose Priester gab, was er hatte: „Bete Psalm 63 jeden Morgen und Abend! Vertrau auf Gott.“ Der Mann kam nach drei Tagen zurück,um Gott für seine Heilung zu danken …

Das Wort in der Liturgie

Eine Lesung aus dem Alten Testament, der Apostelgeschichte oder den -briefen, das Evangelium mit Jesu Worten und Taten, der Antwortpsalm, die Gebete, die oft auf Schriftversen gründen: All dies soll unser Herz bereiten, um Jesus in der Kommunion zu empfangen. Wenn Gott selbst, Jesus selbst in der hl. Eucharistie in uns eingeht, in uns „Fleisch wird“, kann man sich eigentlich nie gut genug auf den Besuch dieses hohen Gastes vorbereiten. Die Liturgie hilft uns dabei, und sie wählt als ideale Vorbereitung das Wort Gottes, damit wir Jesus, die Mensch gewordene Liebe des Vaters, mit liebevollem Herzen empfangen können. Das Wort Gottes wäscht uns in gewisser Weise rein für das Mahl. Auch Jesus wusch den Aposteln vor dem Abendmahl die Füße. Dann, vor seiner Passion, sagte Jesus zu den Aposteln: „Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe“ (Joh 15,3). Die Frage an uns heute ist: Erlaube ich dem Wort, mich zu berühren, mich zu reinigen? Bin ich mir bewusst, in den Worten Jesu im Evangelium die Stimme des Vaters zu hören, denn Jesus sagt: „Was ich also sage, sage ich so, wie es mir der Vater gesagt hat“ (Joh 12,50). Das Zweite Vatikanische Konzil wollte uns beschenken, so dass wir das Wort Gottes in der Liturgie in der Muttersprache hören und noch besser verinnerlichen können. Die Kirche gibt an Sonntagen zwei Lesungen vor, dazu kommt das Evangelium. An Werktagen ist nur eine Lesung und das Evangelium vorgesehen. Schätzen wir dieses Geschenk wirklich?
Auf vielen Reisen besuchte ich die hl. Messe in Ländern Asiens, Afrikas, Nordamerikas und Europas. Dabei fiel mir in den deutschsprachigen Länder auf, dass wir die zweite Lesung an Sonntagen „einsparen“. Stattdessen wird oft nach der Kommunion eine „Meditation“ verlesen. Vielleicht ist das Wort Gottes für uns so wenig attraktiv, weil wir es im „Dunkeln“ lesen, denn im Licht des Heiligen Geistes würde unser Herz gewiss mit großer Liebe und Sehnsucht nach Gottes Wort entfacht …
Weit musste ich reisen, um von Menschen in der „Dritten Welt“ die Liebe zum Wort Gottes zu lernen. Möge der Heilige Geist in mir und in allen eine große Liebe zum Wort Gottes entzünden!

Beatrix Zureich
Zuerst erschienen in MARIA - Das Zeichen der Zeit

Dienstag, 29. Juli 2014

Vorsicht Falle!

Viele Christen mühen sich, ihre Pflichten in Familie und Beruf zu erfüllen. Sie unterstützen Arme und Bedürftige, beten und gehen zum Gottesdienst. Mit Überzeugung sagen sie: Ich bin ein guter Christ! – Es gibt jedoch einen Bereich in unserem Leben, über den wir uns selten Rechenschaft geben: Die Welt unserer Gedanken und Worte.

Jeden Tag navigieren wir durch eine Flut von Worten, von denen wir die meisten schnell vergessen. Und doch sind wir, aber auch unsere Mitmenschen, geprägt von eigenen und fremden Worten und den Gedanken, die die Wurzeln unserer Worte sind. Auch gute Christen sind nicht gefeit vor negativem Denken und Reden. Wie schnell geraten wir gerade durch unsere Zunge in die Negativ-Falle! Schon im Alten, aber auch im Neuen Testament wird die Gefahr, in die uns unsere Zunge bringt, oft thematisiert. Besonders deutliche Worte fand der Apostel Jakobus (Jak 1,26): „Wer meint, er diene Gott, aber seine Zunge nicht im Zaum hält, der betrügt sich selbst und sein Gottesdienst ist wertlos.“ Jakobus führt dies näher aus (Jak 3,5–6,9–10): „... wie klein kann ein Feuer sein, das einen großen Wald in Brand steckt! Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. Die Zunge ist der Teil, der den ganzen Menschen verdirbt und das Rad des Lebens in Brand setzt; sie selbst aber ist von der Hölle in Brand gesetzt ... Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die als Abbild Gottes erschaffen sind. Aus ein und demselben Mund kommen Segen und Fluch. Meine Brüder, so darf es nicht sein!
Wer Gutes über andere sagt, ist ein Segnender, denn segnen bedeutet „Gutes sagen“ (benedicere). Das Gegenteil drückt das lateinische Wort maledicere, „Böses sagen“, aus: lästern, schimpfen und verleumden. Die wenigsten Menschen sind sich der gravierenden Folgen ihrer Worte bewusst, die sogar zum Fluch werden können. So berichten die Medien oft von Kindern, die Selbstmord begehen, weil sie gemobbt werden – d.h. andere haben schlecht über sie geredet, und dies auch auf öffentlichen Plattformen wie Facebook, die „nichts vergessen“. Das Internet ist unbarmherzig, denn selbst wer Einträge löscht, weiß nicht, ob andere diese schon kopiert und weiterverbreitet haben. Was einmal ins weltweite Netz eingegeben wurde, ist kaum mehr zu eliminieren. Ähnlich verhält es sich auch mit unseren negativen Worten: Wir haben den Vorfall längst vergessen, aber in denen, die uns hörten, können diese Worte noch lange nachwirken. Wie oft sind z.B. Therapeuten mit Erwachsenen konfrontiert, deren Probleme in der Kindheit wurzeln, in Worten wie: „Du taugst nichts! Du bist an allem Schuld“ oder Schlimmerem.

Erneuerung des Denkens

Wer negativ denkt und spricht, ist meist selbst verletzt und teilt deswegen aus. Um aus diesem Kreislauf auszubrechen, bedarf es der Heilung. Hier ist das Sakrament der Beichte segensreich, das
uns hilft, denen zu vergeben, die an uns schuldig wurden, indem wir erst auf unsere eigene Sünde schauen und vor Gott um Vergebung bitten. Wer stets um eigene Verletzungen und die Sünden anderer kreist, riskiert, selbst zu sündigen, indem er nicht vergibt und zum „Ankläger unserer Brüder“ wird (vgl. Offb 12,10).
Der hl. Märtyrer Stephanus, der aufgrund von Verleumdung gesteinigt wurde, rief sterbend (Apg7,60): „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ Woher hatte er diese Kraft, Böses mit einem Fürbittgebet zu vergelten? Offensichtlich war es sein Verbundensein mit Jesus, sein Ausgerichtetsein auf den Himmel. Jesus, der selbst mit Worten der Vergebung starb, ist die Quelle dieser Liebe, die selbst beim Erleiden größten Unrechts nicht Rache, sondern Gutes für die Verfolger im Sinn hat.

Wider den Geist der Kritiksucht

Manchmal sind Christen nur darum bemüht, einmal selbst in den Himmel zu kommen. Das birgt die Gefahr eines „frommen Egoismus“, denn die beiden größten Gebote Jesu haben einen anderen Fokus: Gott und den Nächsten zu lieben (vgl. Mk 12,30f). Ein wahrer Christ will nicht „allein in den Himmel kommen“, sondern viele andere mitbringen. Wie ist das möglich? Indem wir so leben und handeln wie Jesus. Ein wichtiger Schritt dazu ist es, dem Geist der Kritiksucht zu widersagen. Oft meinen wir, anderen mit unserer Kritik zu „helfen“, doch selten genug ist unser Kritisieren konstruktiv. Könnten wir am Ende des Tages die Gedanken und Worte zählen, müssten wir womöglich mit Erschrecken feststellen, dass die positiven Worte und Gedanken in der Minderheit waren; dass wir mehr gemaßregelt und verurteilt haben als gedankt und gelobt ...Wer Jesus nachfolgen will, sollte sich den Blick Jesu zu eigen machen, der die Mitmenschen nicht auf ihr Sünder-Dasein reduziert, sondern ihr Potential zur Heiligkeit sieht – und alles tut, ihnen auf dem
Weg zu diesem Ziel zu helfen. Überwiegt aber unser negatives Denken und Reden, ist dies ein Anzeichen dafür, dass unser Ego stärker ist als unsere Nächstenliebe.Wie Jesus auf die Sünde seines besten Freundes reagierte, beschreibt Lukas (vgl. Lk 22,61): Petrus lässt Jesus im Stich, verleugnet ihn drei Mal. Jesus aber sieht Petrus nur an. Es muss ein Blick der Liebe gewesen sein, denn er führt zur tiefen Reue des Petrus. Jesus wird Petrus das Versagen nie vorhalten. Im Gegenteil, er vertraut ihm sogar seine Kirche an. Petrus schreibt später (1 Petr 4,8): „Vor allem haltet fest an der Liebe zueinander; denn die Liebe deckt viele Sünden zu.“ Petrus hatte es selbst erlebt, denn der
auferstandene Jesus hatte Petrus nach der dreifachen Verleugnung drei Mal gefragt (Joh 21,15–17): „Liebst du mich?“ Er gab Petrus die Chance, sein dreimaliges „Böses-Sagen“ umzukehren durch das dreimalige „Ich liebe dich “.
Immer, wenn wir negativ über andere sprechen oder denken, schaut uns Jesus mit demselben Blick an wie damals Petrus. Denn wir treffen Jesus, wenn wir andere vorschnell kritisieren, verleumden und ihnen gar jede gute Absicht absprechen. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, sagt der Herr (Mt 25,40).
Bitten wir ihn um die Gnade, ganz frei zu werden vom Geist der Kritiksucht, und uns zu helfen, fortan ein Segen für jene zu sein, denen wir durch unser negatives Reden geschadet haben. Die Heiligen Stephanus, Petrus und Jakobus werden uns vom Himmel aus beistehen. Sie warten nur darauf, dass wir sie darum bitten.
Komm, Heiliger Geist, lenke unser Denken, Reden und Tun!

Beatrix Zureich
(Zuerst erschienen in "Maria - das Zeichen der Zeit" Nr. 156)

Mittwoch, 23. Juli 2014

Alan Ames in Österreich, Südtirol und Schweiz - September 2014

Im September wird der Australier Alan Ames insgesamt 13 Gebetstage mit Vortrag und Heilungsgebet im deutschsprachigen Raum halten. Nachdem im Mai vor allem Deutschland berücksichtigt wurde, wird dies im September vor allem Österreich sein, dazu kommen noch einige Orte in Südtirol/Italien und der Schweiz.

Nun stehen endlich die genauen Termine fest und können HIER abgerufen werden. In Kürze werden sie auch auf der offiziellen Homepage und hier auf dem Blog verfügbar sein.

Beim Miriam-Verlag gibt es Infoflyer und Programmzettel, die kostenlos bezogen werden können. Bitte laden Sie auch Freunde und Bekannte ein!

Alan Ames (*1953 in England) geriet durch Armut in ein Milieu der Gewalt und des Alkohols. Nach der Heirat zog er nach Australien. Er hat zwei Kinder, machte Karriere in der Pharma-Industrie sowie im Sport als Kapitän der australischen Aikido-Nationalmannschaft (WM 1992), vier Schwarze Gürtel. Im Jahr 1993 wird ihm eine unerwartete Gotteserfahrung zuteil. Bekehrung und Rückkehr zur Kirche, innere Heilung und Berufung zum Heilungsdienst folgen. Mit Erlaubnis seines Erzbischofs ist Alan seit 1996 weltweit unterwegs, um Zeugnis zu geben und für die Menschen zu beten. Durch Alans Gebetsdienst wirkt Gott viele Heilungen.

"Ich möchte Alan Ames als einen treuen Katholiken und als rechtschaffenen Mann empfehlen. Er ist weit gereist, sprach über seine Bekehrung und übte seinen Heilungsdienst aus, was sehr gute Aufnahme gefunden hat, wo er auch hingeht ... Was Herr Ames sagt und schreibt ist einfach, korrekt und widerspricht in keinerlei Weise der rechten Lehre der Kirche."
Barry James Hickey, Erzbischof von Perth

"Ich habe keinen Zweifel daran, daß die Ansprachen von Alan von großem Wert für jene sind, die ihn hören, und sein unerschütterlicher Gehorsam gegenüber seinem Erzbischof und dem Magisterium der Kirche ist heute besonders wertvoll"
Philip Matthew Hannan, emeritierter Erzbischof von New Orleans

Dienstag, 22. Juli 2014

Medjugorje-Botschaft vom 2. Juni 2014

Privatbotschaft an Mirjana

„Liebe Kinder! Ich rufe euch alle und nehme euch als meine Kinder an. Ich bete, dass ihr mich annehmt und als Mutter liebt. Ich habe euch alle in meinem Herzen vereint, ich bin zu euch herabgestiegen und segne euch. Ich weiß, ihr wollt Trost und Hoffnung von mir, weil ich euch liebe und für euch fürspreche. Ich ersuche euch, dass ihr euch mit mir in meinem Sohn vereint und meine Apostel seid.
Damit ihr das könnt, rufe ich euch von Neuem auf, dass ihr liebt. Es gibt keine Liebe ohne Gebet – es gibt kein Gebet ohne Vergebung, denn die Liebe ist Gebet – Vergebung ist Liebe. Meine Kinder, Gott hat euch geschaffen, um zu lieben, ihr aber liebt, um zu vergeben. Jedes Gebet, das aus Liebe kommt,
vereint euch mit meinem Sohn und mit dem Heiligen Geist; der Heilige Geist aber erleuchtet euch und macht euch zu meinen Aposteln – Apostel, die alles, was sie tun, im Namen Gottes tun werden. Sie werden mit Werken beten und nicht nur mit Worten, weil sie meinen Sohn lieben und den Weg der Wahrheit begreifen, der ins ewige Leben führt. Betet für eure Hirten, damit sie euch immer reinen Herzens auf dem Weg der Wahrheit und Liebe führen können, dem Weg meines Sohnes. Ich danke euch.“

Freitag, 18. Juli 2014

Allzeit bereit

„Manchmal sind die Tränen in unserem Leben die Brille, mit der wir Jesus sehen können“ (Papst Franziskus am Ostermontag 2013). Der Verlust irdischen Besitzes, Krankheit oder der Tod lieber Menschen kann für uns der Wendepunkt sein, aus der Abhängigkeit vom Vergänglichen herauszutreten und den Ewigen zu entdecken: Gott. Er führt ein Schattendasein in unserer Welt, weil das öffentliche Bewusstsein ihn weitgehend ausklammert und ihn nur heranzieht, wenn ein Unglück geschehen ist. „Wo war Gott?“, wird dann gefragt. Richtiger wäre zu fragen: „Wo waren wir?“

Was uns „erdet“

Die meisten Menschen leben in einer großen Gottferne, was der heutige Zeitgeist aber nicht als Verlust ansieht. Wir haben alles, was die Welt geben kann, doch im Innern gähnt eine Leere, die so viele – nicht nur die Reichen und Schönen – in Depressionen, Drogen und zum Selbstmord treibt. Was sind die Reichtümer, die uns vom Reich Gottes fernhalten? Papst Franziskus gab am 27. Mai 2013 die Antwort: Es ist die Wohlstandskultur sowie die Liebe zum Provisorischen. Er stellte fest: „Wir sind in das Provisorische verliebt.“ Die endgültigen Vorschläge Jesu „passen uns nicht“, während uns das Provisorische gefällt, weil wir „Angst vor der Zeit Gottes haben“. Wir fliehen das Endgültige und klammern Jesus aus, obwohl er doch der Herr der Zeit ist. Wir aber sind nur die Herren des Augenblicks, was sich daran zeigt, dass wir das Endgültige meiden: Wie klein ist die Zahl derer, die bereit sind, sich für immer zu binden – durch den heiligen Schwur vor Gott und Menschen – zur Ehe oder zum Priester- oder Ordensstand.
Man lebt „auf Zeit“, immer mit dem Hintergedanken, etwas Neues zu suchen, wenn das Alte nicht mehr gut läuft. Zu dieser sehr irdischen Haltung gehört die Wohlstandskultur, die sich weltweit ausbreitet und alle Entscheidungen darauf gründet, das bisher Erreichte auf jeden Fall zu sichern. Alles, was das Ersparte oder den Lebensstil gefährden könnte, ist out – weshalb man hierzulande oft auf Kinder „verzichtet“. Gleichzeitig haben Therapeuten aller Art Hochkonjunktur. Die wenigsten Menschen scheinen glücklich zu sein. Das, was ihre Seele erschüttert, ist das Ungleichgewicht in ihrem Leben zwischen dem Vergänglichen und dem Ewigen: Wer alles hat, was die Welt bieten kann, aber seine Seele verhungern lässt, wird letztlich lebensmüde. Paddy Kelly von der berühmten Kelly-Family erzählte in einer Talkshow, wie er auf dem Höhepunkt seiner Karriere aus dem Fenster springen wollte, weil er die innere Leere nicht mehr ertrug. Erst als er alles Weltliche hinter sich ließ, fand er Gott, und der Glaube war der Beginn seines neuen und glücklichen Lebens.

Unsere Identität

Paulus erinnert uns daran, dass wir in Jesus Christus „nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“ sind (Eph 2,19). Wir dürfen und sollen das Irdische mit Freude und Dankbarkeit gebrauchen, doch anstatt das Vergängliche zu vergötzen, sollten wir daran denken, dass alles nur „geleast“ ist. Unsere Wurzeln liegen dort, wo unsere Zukunft liegt: In der Ewigkeit Gottes.
Jeder Mensch ist durch Gottes ewige Liebe gewollt und ins Leben gerufen worden. Weil die Liebe kreativ ist, sind wir nicht alle identisch, sondern jeder kann und darf Gott und die Mitmenschen auf einzigartige Weise lieben – so, wie niemand sonst es kann. Jeder ist berufen, eine oder mehrere Facetten der Liebe Gottes durch sein Leben aufscheinen zu lassen. Die selige Mutter Teresa beschrieb es so: „Was du tust, kann ich vielleicht nicht tun. Was ich tue, kannst du vielleicht nicht tun. Aber wir tun alle zusammen etwas Schönes für Gott.“

Wie ein Heißluftballon

Jesus stellte fest: „Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen“ (Mt 19,23). Wahrhaftig frei ist, wer nie aus dem Blick verliert, dass uns der Ruf des Vaters jederzeit ereilen kann: „Mein Kind, es ist Zeit, nach Hause zu kommen!“ Paulus betont (Phil 3,20): „Unsere Heimat aber ist im Himmel.“ Wenn dieser große Tag gekommen ist, will unsere Seele nur noch eins: so schnell wie möglich aufsteigen, hoch empor, wo der Vater darauf wartet, sein Kind in die Arme zu schließen. Ein Heißluftballon bleibt am Boden, bis das Seil gekappt und der Ballast abgeworfen wird. Dann steigt er senkrecht auf, und die Flamme des Brenners trägt ihn immer höher. Unsere Seele will genauso aufsteigen, aber die vom Papst erwähnten Reichtümer hindern sie daran. Das Seil ist der Wohlstand, der Besitz, der uns so am Herzen liegt und an den mancher sich noch auf dem Sterbebett klammert. Zum Ballast wird uns alles Provisorische, dem wir anhängen – jeder verpasste Moment, in dem wir nicht dem Ruf der Liebe folgten, sondern dem Egoismus. Wie viele Seelen sind nicht „allzeit bereit“, weil sie am Groll und der Unversöhntheit festhalten! Eine solche Seele steigt nicht auf, sondern bleibt in den Niederungen des Bodennebels gefangen.Gott ist die Liebe, eine selbstlose, vergebende Liebe. Jesus hat das durch sein Leben bezeugt. Wer liebt wie er, verwandelt irdische Momente in ewige – denn „die Liebe hört niemals auf“ (1 Kor 13,8).
Die Heiligen waren Liebende, bei vielen blieb der tote Leib noch Jahrhunderte unverwest, um uns daran zu erinnern, dass die Liebe nie vergehen wird. In jeder hl. Messe bittet der Priester darum, dass Gott uns helfen möge, dass wir „voll Zuversicht das Kommen unseres Herrn Jesus Christus erwarten“ (Embolismus). In den Sakramenten, vor allem der Eucharistie und Beichte, will Gott uns die
Gnade, lieben zu können, schenken. Haben wir „Zeit“ für Gott? Nehmen wir uns die Zeit, nicht nur den Körper oder das Haus zu pflegen, sondern auch die Seele? Papst Franziskus rief in seiner Predigt am Herz-Jesu-Fest aus: „Dies mag wie Ketzerei erscheinen, ist aber die größte aller Wahrheiten: Schwieriger als Gott zu lieben ist, sich von ihm lieben zu lassen! Viel Liebe zurückzugeben heißt, das Herz zu öffnen und uns lieben zu lassen! Zuzulassen, dass er sich uns nähert, und ihn nah zu fühlen. Zuzulassen, dass er zärtlich ist, uns liebkost.“ Sich von Gott lieben lassen – das ist möglich in der Anbetung vor dem Tabernakel, aber auch in den Sakramenten der Eucharistie und Beichte und im Gebet. Seine Liebe wird uns verwandeln, unsere irdischen Momente zu ewigen Momenten der Liebe machen und uns helfen, allzeit bereit zu sein für den Tag, an dem er kommt.

Beatrix Zureich

(Zuerst erschienen in "Maria - Das Zeichen der Zeit" Nr. 157)

Donnerstag, 17. Juli 2014

Alan Ames - Vortrag aus dem Jahr 2010

Aktuell versuchen wir, einige Vorträge von Alan Ames auf Youtube zugänglich zu machen. Den ersten Teil eines Vortrags, den Alan 2010 in St. Thomas am Blasenstein / Österreich gehalten hat, findet ihr hier:



Mittwoch, 16. Juli 2014

Medjugorje Monatsbotschaft Juni 2014

Monatsbotschaft der Gottesmutter Maria, der „Königin des Friedens“ an die Seherin Marija Pavlović-Lunetti vom 25. Juni 2014


„Liebe Kinder! Der Allerhöchste gibt mir die Gnade, dass ich noch bei euch sein darf und euch im Gebet zum Weg des Friedens führe. Euer Herz und eure Seele dürsten nach dem Frieden und der Liebe, nach Gott und seiner Freude. Deshalb, meine lieben Kinder, betet, betet, betet, und im Gebet werdet ihr die Weisheit des Lebens entdecken. Ich segne euch alle und halte für jeden von euch Fürsprache vor meinem Sohn Jesus. Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid!“

Der Weg des Friedens

Am 24. Juni feiert die Kirche den Festtag der Geburt des hl. Johannes des Täufers, des Patrons der Pfarrkirche in Medjugorje. Gewiss ist es kein Zufall, dass die Gottesmutter am Tag darauf den Weg des Friedens erwähnt, auf den Zacharias nach der Geburt des Johannes im Lobgesang hinweist (Lk 1,78f): „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um (...) unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.“ Wie Johannes will Maria den Weg bereiten für das Kommen des Herrn. Der Herr will und wird kommen, doch das ist kein Automatismus, sondern wir sind gerufen, unseren Teil beizutragen. Maria bereitet ihm den Weg, indem sie uns anleitet, durch das Gebet offen für ihn zu werden. Das Gebet ist der Weg zu Jesus, der unser Friede ist.

Was wirklich zählt

Mit Bestürzung hören wir von Menschen, die trotz Reichtum, Ruhm und Luxus am Leben zerbrechen. Sie haben alles und sind doch zutiefst unglücklich. An ihnen wird deutlich, dass „Herz und Seele nach Frieden, Liebe und nach Gott und seiner Freude dürsten“. Nur wer Gott hat, hat alles. Gott erst genügt ...

Die Weisheit des Lebens

Im Weisheitsbuch Sirach (1,20) lesen wir: „Wurzel der Weisheit ist die Gottesfurcht, ihre Zweige sind langes Leben.“ Maria sagt, dass wir im Gebet die Weisheit des Lebens entdecken werden. Gott ist das Leben. Seine Weisheit ist Liebe. Gottes Liebe hat einen Namen: Jesus Christus. Ewig wird leben, wer nur eine Furcht kennt: die Furcht, Jesus zu verlieren.

(Beatrix Zureich)
Auch erschienen im monatlichen "Echo von Medjugorje"

Dienstag, 15. Juli 2014

Die Berufungsgeschichte von Papst Franziskus

Als Jorge Maria Bergoglio am 17. Dezember 1936 als erstes von fünf Kindern einer italienischen Einwandererfamilie in Buenos Aires geboren wurde, hätte niemand gedacht, dass er einmal der erste Papst aus Lateinamerika werden würde.
In einem Interview, das Kardinal Bergoglio am 1. November 2012 in einem argentinischen Lokalradio gab, deutete er an, wie wichtig seine Großmutter für sein Hineinwachsen in den Glauben gewesen war: „Der nächste Bruder wurde nur 13 Monate nach mir geboren. Die Mutter war mit uns beiden überfordert und hat mich morgens zur Großmutter gebracht, nachmittags wieder abgeholt ... Sie war auch jene, die mich das Beten lehrte und mir Heiligengeschichten erzählte.“ Wie wäre Bergoglios Lebensweg wohl verlaufen, wenn diese einfache, aber tiefgläubige Großmutter nicht gewesen wäre? Ihr Gebet, ihr Vorbild und die Zeit mit ihrem Enkel haben reiche Frucht gebracht!
Berufen aus Barmherzigkeit
Die priesterliche Berufung des heutigen Papstes ist auf eine besondere Gnade Gottes zurückzuführen, wie das vatikanische Pressebüro verlautbarte: „Am Fest des hl. Matthäus (21. September) im Jahr 1953 erlebte der junge Jorge Mario Bergoglio im Alter von 17 Jahren auf ganz besondere Weise die liebende Gegenwart Gottes in seinem Leben. Nach einer Beichte fühlte er, wie sein Herz berührt wurde, und spürte die Herabkunft der Barmherzigkeit Gottes, der ihn mit einem Blick der zärtlichen Liebe zum Ordensleben berief, in die Nachfolge des hl. Ignatius von Loyola.“
Diese Beichte war nicht geplant. Jorge war mit Freunden unterwegs und betrat dabei die Josefskirche unweit seines Elternhauses. In der dunklen Kirche sah er einen Priester, der im letzten Beichtstuhl der linken Seite vor dem Altar saß. Es war ein leukämiekranker Aushilfspriester, der ein Jahr später starb. Eine unerklärliche Kraft zog den jungen Mann in den Beichtstuhl, und am Ende dieser denkwürdigen Beichte wusste er, dass er Priester und Jesuit sein sollte... Seither hat die Barmherzigkeit Gottes einen festen Platz in seiner Spiritualität. Er hat nie vergessen, was dieses Sakrament in seinem eigenen Leben bewirkte.
Kaum auszudenken, was gewesen wäre, hätte dieser kranke Priester sich nicht so aufopferungsvoll in den Beichtstuhl gesetzt ... denn Gott wirkt sehr oft durch Menschen und gerade auch durch die Priester, die – wie hier – die späteren Früchte ihres aufopferungsvollen Dienstes nicht immer erleben.
Zu seinem Wappenspruch wählte Bergoglio die Worte aus einer Predigt des großen englischen Heiligen Beda (†735), mit dem dieser die Berufung des hl. Apostels Matthäus beschrieb: „mit Erbarmen und Erwählen [sah Christus ihn an]“. Wes Geistes Kind Papst Franziskus ist, zeigt nicht zuletzt seine zweimalige Bitte an den Patriarchen von Lissabon, ihn und sein Papstamt (am 13. Mai) der Gottesmutter von Fatima zu weihen. Sobald er die Gelegenheit hat, wird er gewiss, wie die letzten drei Päpste vor ihm, selbst zur Mutter von Fatima pilgern, so wie er sich bereits am Tag nach seiner Wahl vor dem uralten Gnadenbild der Gottesmutter und „Beschützerin des römischen Volkes“ (Salus Populi Romani) anvertraute.

(Zuerst erschienen in "Maria - Das Zeichen der Zeit")

Montag, 14. Juli 2014

Tausend Kilometer für eine Beichte

Ein Priester aus Südkorea erzählt:
Der Krieg in Korea (1950–1953) ging seinem Ende entgegen. Die ganze Nacht feuerten die UN-Truppen ihre Geschosse vom Nam-san (Berg südlich der koreanischen Hauptstadt Seoul) herunter, und die Nordkoreaner schossen hinauf. Es war ohrenbetäubend, pausenlos feuerten die Kanonen drauflos, die ganze Stadt Seoul bebte. In jeder Straße, in jeder Gasse ausgebrannte, ausgebombte, zerstörte Häuser, hier und dort Leichen, in den letzten Zügen liegende Schwerverwundete, Feuerschein und Rauch. Überall fürchterliches Getöse, markerschütternde Schreie, Hilferufe. Die Hölle war los. Auch unser Luftschutzbunker war von Feuer und Rauch umgeben. Da gewahrte ich plötzlich, wie sich mir ein nordkoreanischer Soldat und eine Frau mittleren Alters näherten. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Da hörte ich wie von Weitem: „Hochwürden, Hochwürden!“ Ich dachte: „Weshalb ruft man unter diesen Umständen laut nach dem Priester? Der nordkoreanische Soldat bringt mich um!“ Doch nein, nicht von weit her kam die Stimme, sondern direkt vor mir stand eine mir wohlbekannte Ordensfrau. Sie schüttelte und rief mich. Der Nordkoreaner, in einer Hand das schussbereite Gewehr, fuchtelte mit der anderen Hand vor meinem Gesicht herum. Ich dachte: Das ist das Ende! Verzweifelt schrie ich: „Warum?“ Da kamen die Schwester und der Nordkoreaner ganz dicht zu mich heran. Einen Augenblick fragte ich mich, ob ich im nächsten schon tot sei. Da vernahm ich die von Tränen erstickte Stimme des nordkoreanischen Soldaten: „Hochwürden! Hochwürden!“, stammelte er. Er war ein Katholik! Er kam von Sinui-ju an der chinesischen Grenze, war bis zur südlichsten Stellung der Nordkoreaner vorgedrungen, hatte tausend Gefahren überstanden, und war nun auf der Flucht gen Norden.
Er legte beide Hände auf meinen Kopf, schob den Mund an mein Ohr und begann seine Beichte. Ich spürte seinen heißen Atem in meinem Ohr, seine Hände zitterten mitleiderregend auf meinem Kopf. Weil in dem kleinen Luftschutzbunker viele Menschen eng zusammengepfercht waren, musste die Beichte auf diese ungewöhnliche Weise vor sich gehen: in dem einen Ohr weiterhin den betäubenden Kanonendonner, Hilfeschreie, das Getöse der einschlagenden Granaten, in dem anderen Ohr gleich einem ratternden Maschinengewehr die Sünden, die der Nordkoreaner losschoss.
Endlich war die Beichte zu Ende. „Hochwürden, danke!“, sagte er. Sichtlich erleichtert ergriff er meine Hände und erzählte mir unter Tränen die aufregende Geschichte, wie er mich gefunden hatte: Als der Krieg ausbrach, hatte er die jahrelang vergeblich gesuchte Gelegenheit genutzt, in den Süden zu kommen, um dort einen Priester zu finden, dem er nach sechzehn Jahren zum ersten Mal wieder seine Sünden beichten könnte. Das war sein brennendster Wunsch, seine große Hoffnung. Wer in diesem Krieg Sieger oder Verlierer sein würde, interessierte ihn nicht. Nach Überquerung des 38. Breitengrades (Teilungslinie zwischen Nord- und Südkorea) hatte er jede erreichbare katholische Kirche aufgesucht, fand aber nirgends einen Priester. Er kam nach Seoul, suchte Tag und Nacht, aber wen er auch ansprach, niemand konnte oder wollte ihn zu einem Priester führen.
Er warf sich vor der großen Mutter-Gottes-Statue vor der Myeng-Dong-Kathedrale nieder und betete aus ganzem Herzen, die Mutter Gottes möge ihm einen Priester schicken. Weiter auf dem Weg nach Süden schlich er sich zu jeder nur denkbaren Kirche; aber stets mit dem gleichen Misserfolg.
Am Naktong-Fluss wurde seine Einheit vernichtet, nur er überlebte. Bevor er sich nach Norden zurückzog, machte er noch einige erfolglose Versuche. Er war sich klar, dass er in Nordkorea wohl zeitlebens keinem Priester mehr seine Sünden beichten könnte, und so zog es ihn nochmals zu der Marienstatue vor der Myeng-Dong-Kathedrale. Er warf sich vor ihr nieder, und als er so unter Seufzern mit seinem Gewehr auf dem Boden stampfte, ging gerade eine Ordensschwester vorüber. Sie brachte ihn in unseren Luftschutzbunker ...

Aus: Karl Maria Harrer, Die schönsten Mariengeschichten Bd. 2

Dienstag, 8. Juli 2014

1873: Ein Josefswunder in Santa Fé

Welch außerordentliche Früchte das Gebet um die Fürbitte des hl. Josef haben kann, zeigt ein Ereignis aus dem Jahr 1873 in Santa Fé, USA. Schwester M. Florian berichtet.

Unsere Schwestern hatten beschlossen, von mexikanischen Zimmerleuten eine Kapelle nach dem Muster der „Sainte Chapelle“ in Paris bauen zu lassen. Nach den Plänen des Architekten P. Mouly wurde das Gebäude in fünf Jahren errichtet. Die Kapelle war 22,5m lang, 7,5m breit und 25,5m hoch. Als der Bau fast fertig war, bemerkte man mit Erschrecken einen Konstruktionsfehler. Die Kapelle war sehr schön geworden, ebenso auch die Empore an der Rückwand. Doch es gab keinen Weg, um von unten nach oben zu kommen, man hatte den Treppenaufgang vergessen! Verschiedene Fachleute wurden zu Rate gezogen, und von allen kam dieselbe Antwort: „Nichts zu machen! Für eine Treppe reicht der Platz nicht aus. Es gibt nur eine Lösung: entweder eine Leiter benützen oder die ganze Empore neu bauen.“
Man kann sich die Entäuschung und Ratlosigkeit der Schwestern vorstellen. Doch als Frauen mit starkem Glauben beschlossen sie, vorerst nichts zu unternehmen, sondern statt dessen eine Novene zum hl. Josef zu beten und die Hilfe der göttlichen Vorsehung abzuwarten.
Am letzten Tag der Novene klopfte ein Mann mit grauem Haar und einem Esel, der mit einer Werkzeugkiste beladen war, an die Tür und wünschte mit Schwester Magdalena, der damaligen Oberin, zu sprechen. Er wollte sich gern beim Bau der besagten Treppe nützlich machen, worüber die Mutter Oberin geradezu entzückt war. Nach dem Zeugnis mehrerer Schwestern, die ständig beim Bau zugegen waren, benutzte der geheimnisvolle Handwerker für seine Arbeit nur eine Säge, ein Winkelmaß und einen Hammer. Anstelle von Nägeln verwendete er hölzerne Nieten. Sie entsannen sich, auch einige Bottiche gesehen zu haben, in welchen Holzstücke in Wasser eingeweicht lagen.
Als Mutter Magdalena den unbekannten Baumeister nach erfolgreicher Arbeit entlohnen wollte, war dieser nicht mehr aufzufinden. Alle Nachforschungen blieben erfolglos, und im Bauholzlager vor Ort gab es nicht einmal einen Kaufbeleg für das verwendete Holz.
Die Treppe ist eine Konstruktion mit 36 Stufen in zwei Spiralen von genau 360 Grad, ohne jegliche Zentralstütze. Sie läuft von der Empore nach unten auf den Fußboden, und wird nur von diesen gestützt. Man spürt beim Begehen der Treppen eine gewisse Elastizität, was sich in einer leichten vertikalen Schwingung äußert, wie etwa bei einer großen Sprungfeder. Viele Architekten und Konstrukteure aus dem Ausland haben im Laufe der Jahre dieses Meisterwerk der Baukunst besichtigt und untersucht. Sie alle sind erstaunt, dass diese Treppe nicht in sich zusammengestürzt ist. Doch sie steht nach über 100 Jahren täglicher Benutzung immer noch. Das Holz weist eine große Härte auf und stammt mit Sicherheit nicht aus New Mexiko. Seine Herkunft konnte bis heute noch nicht abschließend geklärt werden.
Ist der hl. Josef selbst der Baumeister? Die Schwestern sind davon überzeugt, dass diese Treppe die Antwort auf ihr vertrauensvolles Bitten zum glorreichen Bräutigam der Gottesmutter war. –

Dieser Bericht will uns ermutigen, den hl. Josef in allen Nöten vertrauensvoll anzurufen. Dies empfiehlt auch die Kirchenlehrerin Teresa von Avila (†1582). Wenn auch Sie eine Novene zum hl. Josef beten wollen, finden Sie eine große Auswahl an Gebeten im Buch „Verehrt den hl. Josef“.