Donnerstag, 22. Mai 2014

Die selige Mirjam von Abellin

Mirjam wurde 1846 in Abellin, unweit von Nazaret in Galiläa, geboren. Das einfache Mädchen, das schon als Kind viele Wunder erlebte, starb mit 33 Jahren im Karmel von Betlehem, den sie gegründet hatte. Ihr Leben ist ein einziges Abenteuer, voll von unglaublichen Gnaden. Sr. Mirjam trug die Wundmale Jesu, hatte Visionen und Ekstasen, musste aber auch Angriffe des Teufels aushalten. Papst Johannes Paul II. bestimmte sie bei der Seligsprechung 1983 zur Friedenspatronin des Nahen Ostens.

Der folgende Text ist ein Auszug aus dem neuen Buch "Mirjam, die kleine Araberin" von Sr. Emmanuel:

Die Demut ist glücklich über alles

Mirjams Denken war vollkommen auf Gott hin ausgerichtet und ganz mit Seiner Ehre beschäftigt. Nichts an ihr ähnelte einer Selbstbezogenheit, ganz im Gegenteil! Sie betrachtete sich als die Geringste der Schwestern, als die Schlimmste der Sünderinnen, und sie war der Ansicht, dass ihre Mitschwestern sie aus großer Barmherzigkeit in ihr Kloster aufgenommen hatten. Es gab keinen Hauch von Selbstgefälligkeit an ihr.

Sie gibt in einer Ekstase eine ganz klare Unterweisung über das „Ich“, das berühmt-berüchtigte „Ego“, von dem man sagt, dass es erst fünf Minuten nach uns stirbt: „Das Ich verdirbt die Welt. Die
das Ich besitzen, tragen Traurigkeit und Beklemmung in sich. Man kann nicht das Ich und Gott zusammen im Herzen tragen. Wenn man das Ich hat, dann hat man nicht Gott; wenn man aber Gott hat, dann hat man nicht das Ich. Ihr habt nicht zwei Herzen, ihr habt nur eins. Alles gelingt demjenigen, der das Ich nicht hat. Alles stellt ihn zufrieden. Wo das Ich ist, gibt es keine Demut, keine Sanftmut und keine Tugend. Man betet, man fleht, aber das Gebet steigt nicht zum Himmel, erreicht Gott nicht. Wer das Ich nicht hat, hat alle Tugenden und den Frieden und die Freude.“ Diese Betrachtungen sind Worte der Weisheit! (...)

Am 28. Februar 1873 fragte Mirjam erschöpft den Herrn: „Was tun, mein Gott? Ich habe alle Mittel angewendet, ich habe alle, selbst die stärksten Waffen gebraucht, um den Teufel zu verjagen, und ich habe nichts erreicht.“ – „Du hast noch nicht alle Waffen eingesetzt“, erwiderte Jesus, „du musst dich noch einer kleinen Axt bedienen, die du nicht beachtet hast. Berühre Satan mit dieser Axt an der Stirn, und er wird fallen.“ Die Schwester sah die Axt, ergriff sie und ging auf ihren Feind los. Kaum hatte sie dessen Stirn mit der kleinen Waffe berührt, da fiel er wie tot zu Boden. „Herr“, rief sie aus, „was ist das für eine kleine Axt, dass ihre Kraft so groß ist?“ – „Das ist die Axt der Demut“, antwortete der Herr. Mirjam hörte seitdem nicht auf, die Kraft dieser kleinen Axt zu preisen. Sie sagte: „Der Stolz, alles bringt ihn außer sich, alles langweilt ihn, alles ärgert ihn, alles erniedrigt ihn. Der Stolz, alles empört ihn, alles betrübt ihn. Er hat Angst in dieser Welt und in der nächsten. Die Demut dagegen schenkt uns Freude in dieser Welt und in der nächsten.“

Die Gottesmutter gab Mirjam einmal den  Rat: „Sei immer zufrieden!“ Im geistigen Kampf versuchte der Böse alles, um sie dazu zu bringen, sich zu beklagen, sich gegen ihre Leiden, gegen ihr Schicksal und sogar gegen den Willen Gottes aufzulehnen. Mirjam aber ließ sich nicht ablenken, sie blieb immer zufrieden, denn ihr Blick haftete auf Gott.

Aus: Sr. Emmanuel: "Mirjam, die kleine Araberin", erschienen im Miriam-Verlag

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