Freitag, 18. September 2015

BETER AM STRASSENRAND

Morgen findet in Berlin
der MARSCH FÜRS LEBEN
statt.

Der New Yorker Priester Monsignore Philip J. Reilly (*1934) hatte fast zwanzig Jahre lang versucht, auf politischer Ebene etwas für den Schutz des menschlichen Lebens zu erreichen, besonders für die Ungeborenen. Am Ende war er völlig mutlos. Als der engagierte Priester nicht mehr weiter wusste, hörte er in seinem Herzen die Stimme Gottes: „Warum versuchst du es nicht mit beten?“ Nach einiger Zeit verstand Mons. Reilly, was Gott damit meinte: Das Gebet sollte an erster Stelle stehen und alles andere daraus erwachsen. So flehte er: „Herr, schenke mir eine Armee von Betern!“ Kurz darauf standen vor seiner Tür: ein Opa, drei Omas und ein Arbeitermädchen. Mit dieser Handvoll Leute, die am Fest Maria vom Sieg (7. Oktober, auch Rosenkranzfest genannt) vor die damals größte Abtreibungsklinik der westlichen Welt zogen, wurde 1989 der Grundstein für die Helfer für Gottes kostbare Kinder gelegt (...)

Innerhalb von elf Jahren verbreitete sich das Apostolat der Helfer auf allen fünf Erdteilen. Die Fakten sind eindeutig: Von zunächst 43 Abtreibungseinrichtungen in der Diözese Brooklyn sind heute nur noch 20 übrig geblieben! War die frühere Pro-Life-Arbeit von Mons. Reilly fruchtlos geblieben, so konnte man jetzt die Erfolge überall dort sehen, wo vor den Abtreibungsstätten gebetet wurde (...) In Deutschland wird in bisher 23 Städten gebetet; an sechs Abtreibungsorten wurde der„Tötungsbetrieb“ eingestellt.


Berichte der „Beter am Straßenrand“

Ein Priester und eine Ordensschwester hatten an einer Gebetsvigil vor einer Abtreibungsklinik teilgenommen und leise das Befreiungsgebet von Papst Leo XIII. gebetet. Während sie beteten, fuhr ein Paar in einem Auto vor die Klinik, auf dem Rücksitz saß ein Kleinkind. Die Frau auf dem Vordersitz wollte eine Abtreibung vornehmen lassen. Zwei Helfer sprachen durch das Wagenfenster mit dem Paar und bekamen eine nachdenkliche Antwort. Dann wendete das Auto und fuhr von der Kinik weg.
Innerhalb weniger Minuten hatte das Paar sich entschieden, nicht in die Klinik zu gehen. Beim Wegfahren lächelte das Kind auf dem Rücksitz und winkte den Helfern zu. Der Priester und die Nonne beendeten das Befreiungsgebet und standen auf. Nun berichteten ihnen die Helfer voller Freude, was während des Betens geschehen war. Noch lange erinnerte ich mich an das Lächeln des Kindes auf dem Rücksitz – als ob der Junge schon voller Vorfreude auf sein Brüderchen oder
Schwesterchen wäre.


Ein Umdenken bei Ärzten

Dr. Levantino machte 1976 seinen Abschluss am Albany Medical Centre in New York und war acht Jahre lang als Abtreibungsarzt beschäftigt, bevor er seine eigene Praxis eröffnete. Er redete sich ein,
dass er nicht unbedingt „für Abtreibung“, sondern „für die Frau“ sei, obwohl er manchmal Probleme damit hatte, beides miteinander zu vereinbaren: dass er den Frauen half, indem er ihre Kinder tötete. Er sagte, dass er sich bei der D&E-Methode (Erweitern des Muttermunds und Entfernen des Kindes), bei der das Baby buchstäblich auseinandergerissen wird, keine Sorgen darüber machen musste, dass das Baby lebend geboren wird. Bei Abtreibungen durch Salzlösung jedoch konnte es geschehen, dass das Kind lebend geboren wurde und er die winzigen Babys sah, wie sie nach Luft schnappten und mit ihren Füßen um sich traten, bis sie starben.
Beim Anblick dieser winzigen Körper verspürte Dr. Levantino jedes Mal ein plötzliches Unbehagen. Während er täglich etwa zehn solcher Babys „entsorgte“, versuchten er und seine Frau, ein Kind zu adoptieren. Nachdem sie schließlich eines adoptiert hatten, mussten sie den Schmerz erleben, dieses Kind durch einen Verkehrsunfall zu verlieren.
Schließlich konnte er sich der Realität nicht länger verschließen, dass der Körper eines Kindes bei der Abtreibung das „Kind von jemandem“ ist – so wie sein Kind, das er gerade verloren hatte. Ihm wurde bewusst, dass er das Kind von jemandem tötete – wie ein Auftragskiller. Diese Einsicht war der Wendepunkt in seinem Leben. Er erkannte, dass alles Geld der Welt diese Arbeit nicht wert war und veröffentlichte seine Geschichte.


Das Leiden der „Überlebenden“

Der kanadische Psychiater und Kinderpsychologe Philip Ney weist auf das Leiden derer hin, die direkt oder indirekt „Überlebende“ einer Abtreibung sind. Es sind Menschen, die z.B. nach einer künstlichen Befruchtung im Reagenzglas (IVF) ausgewählt wurden, während viele ihrer Geschwister ausgelöscht wurden. Oder diejenigen, die für einen bestimmten Zweck „erzeugt“ wurden, wie z.B. um ein Geschwister mit Knochenmark zu versorgen. Was wird ein IVF-Kind empfinden, wenn es erfährt, dass es ausgewählt wurde und vielleicht fünf, acht, zwölf oder sogar noch mehrere Geschwister dabei vernichtet wurden? hilip Ney und Marie Peeters zitieren in ihrer Studie über PASS, Überlebende einer Abtreibung, die Worte einer Frau, deren Bruder oder Schwester durch eine Abtreibung getötet wurde: „Ich hatte kein Recht darauf, da zu sein (...) Ich hänge an nichts und hatte auch nie eine verlässliche Beziehung. Ich fühlte mich allein und bedroht. Mein Leben, mein Dasein war in Frage gestellt. Ich hatte irrsinnige Zornesausbrüche und eine unkontrollierbare Wut (...) Erst jetzt, im Alter von 55 Jahren, beginne ich zu verstehen. Vor ein paar Jahren, kurz bevor meine Mutter starb, erzählte sie mir, dass sie vor meiner Geburt eine Abtreibung hatte ...“
Es gibt in unserer Gesellschaft viele solcher Überlebender, deren Geschwister abgetrieben wurden. Zu meinen Beratungsgesprächen kamen Jugendliche, die mir stockend und verstört von den Abtreibungen ihrer Mütter erzählten und wie sie versuchten, einen Sinn darin zu finden. Einmal erzählte mir eine Jugendliche, ihre Mutter habe ihr gesagt, dass sie eigentlich hätte abgetrieben werden sollen ...“

Es ist wichtig zu begreifen, dass eine Abtreibung sich nicht nur auf die Frau und ihr Kind auswirkt, sondern auch auf ihre engere und weitere Umgebung: auf den Vater, die Großeltern, Tanten und Onkel, da sie alle diesen Verlust spüren; ganz besonders jedoch auf die späteren Kinder.

(Aus: Wanda Skowronska, Beter am Straßenrand
zu beziehen beim Miriam-Verlag)