Dienstag, 15. Juli 2014

Die Berufungsgeschichte von Papst Franziskus

Als Jorge Maria Bergoglio am 17. Dezember 1936 als erstes von fünf Kindern einer italienischen Einwandererfamilie in Buenos Aires geboren wurde, hätte niemand gedacht, dass er einmal der erste Papst aus Lateinamerika werden würde.
In einem Interview, das Kardinal Bergoglio am 1. November 2012 in einem argentinischen Lokalradio gab, deutete er an, wie wichtig seine Großmutter für sein Hineinwachsen in den Glauben gewesen war: „Der nächste Bruder wurde nur 13 Monate nach mir geboren. Die Mutter war mit uns beiden überfordert und hat mich morgens zur Großmutter gebracht, nachmittags wieder abgeholt ... Sie war auch jene, die mich das Beten lehrte und mir Heiligengeschichten erzählte.“ Wie wäre Bergoglios Lebensweg wohl verlaufen, wenn diese einfache, aber tiefgläubige Großmutter nicht gewesen wäre? Ihr Gebet, ihr Vorbild und die Zeit mit ihrem Enkel haben reiche Frucht gebracht!
Berufen aus Barmherzigkeit
Die priesterliche Berufung des heutigen Papstes ist auf eine besondere Gnade Gottes zurückzuführen, wie das vatikanische Pressebüro verlautbarte: „Am Fest des hl. Matthäus (21. September) im Jahr 1953 erlebte der junge Jorge Mario Bergoglio im Alter von 17 Jahren auf ganz besondere Weise die liebende Gegenwart Gottes in seinem Leben. Nach einer Beichte fühlte er, wie sein Herz berührt wurde, und spürte die Herabkunft der Barmherzigkeit Gottes, der ihn mit einem Blick der zärtlichen Liebe zum Ordensleben berief, in die Nachfolge des hl. Ignatius von Loyola.“
Diese Beichte war nicht geplant. Jorge war mit Freunden unterwegs und betrat dabei die Josefskirche unweit seines Elternhauses. In der dunklen Kirche sah er einen Priester, der im letzten Beichtstuhl der linken Seite vor dem Altar saß. Es war ein leukämiekranker Aushilfspriester, der ein Jahr später starb. Eine unerklärliche Kraft zog den jungen Mann in den Beichtstuhl, und am Ende dieser denkwürdigen Beichte wusste er, dass er Priester und Jesuit sein sollte... Seither hat die Barmherzigkeit Gottes einen festen Platz in seiner Spiritualität. Er hat nie vergessen, was dieses Sakrament in seinem eigenen Leben bewirkte.
Kaum auszudenken, was gewesen wäre, hätte dieser kranke Priester sich nicht so aufopferungsvoll in den Beichtstuhl gesetzt ... denn Gott wirkt sehr oft durch Menschen und gerade auch durch die Priester, die – wie hier – die späteren Früchte ihres aufopferungsvollen Dienstes nicht immer erleben.
Zu seinem Wappenspruch wählte Bergoglio die Worte aus einer Predigt des großen englischen Heiligen Beda (†735), mit dem dieser die Berufung des hl. Apostels Matthäus beschrieb: „mit Erbarmen und Erwählen [sah Christus ihn an]“. Wes Geistes Kind Papst Franziskus ist, zeigt nicht zuletzt seine zweimalige Bitte an den Patriarchen von Lissabon, ihn und sein Papstamt (am 13. Mai) der Gottesmutter von Fatima zu weihen. Sobald er die Gelegenheit hat, wird er gewiss, wie die letzten drei Päpste vor ihm, selbst zur Mutter von Fatima pilgern, so wie er sich bereits am Tag nach seiner Wahl vor dem uralten Gnadenbild der Gottesmutter und „Beschützerin des römischen Volkes“ (Salus Populi Romani) anvertraute.

(Zuerst erschienen in "Maria - Das Zeichen der Zeit")

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