Dienstag, 31. März 2015

Die Flamme der Liebe

„Wenn du wissen willst, ob du den Heiligen Geist empfangen hast, so befrage dein Herz: damit du nicht etwa das Sakrament hast und die Kraft des Sakramentes nicht hast. Befrage dein Herz: Wenn da die Bruderliebe ist, so sei ohne Sorge! Die Liebe kann nicht ohne Geist Gottes sein, denn Paulus sagt: ,Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist‘

(Röm 5,5)“


Das obige Zitat stammt vom hl. Kirchenlehrer Augustinus († 430) aus seinem Traktat über „Die Gegenwart des Heiligen Geistes“. Doch was meint er damit, wenn er sagt: „... damit du nicht etwa das Sakrament hast und die Kraft des Sakramentes nicht hast“?

Tatsächlich besteht eine der beiden Hauptwirkungen des Sakraments der Taufe darin, dass wir durch sie im Heiligen Geist wiedergeboren werden (vgl. KKK 1262), und das Sakrament der Firmung bewirkt die besondere Ausgießung des Heiligen Geistes, wie sie einst am Pfingsttag den Aposteln zuteil wurde (vgl. KKK 1302). Das Sakrament der Firmung ist die Vollendung der Taufe (vgl.
KKK 1304). Ein Indiz dafür, dass viele getaufte und gefirmte Christen dennoch „die Kraft des
Sakraments“ nicht haben, ist die mangelnde Attraktivität des Glaubens in unseren Breiten. Tatsache ist: Der Glaube und die Kirche haben keine gute Presse. Doch es bringt uns nicht weiter, nur den Medien die Schuld zu geben. Wer die Welt verändern will, muss bei sich selbst beginnen. Daher muss ich mich fragen: Habe ich nur die Sakramente empfangen, oder habe ich auch „die Kraft des Sakraments“? Habe ich die Liebe?


Der große Unbekannte


Wir haben es unzählige Male gehört: Gott ist die Liebe. Diese vier Worte sind einfach, und doch ist uns ihr Inhalt oft ferner als die äußerste Galaxie unseres Sonnensystems. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns Gott und seiner Liebe rational zu nähern versuchen. Dadurch bleibt er für uns abstrakt wie eine Algebra-Formel. Und der Heilige Geist, dessen erste Gabe für uns die Liebe Gottes ist, bleibt der „große Unbekannte“ im Leben vieler Christen.
Im Gegensatz dazu steht das Beispiel der Urchristen und der Heiligen. Für sie war Liebe nichts Abstraktes, ebensowenig wie der Heilige Geist. So sandten sie ihren Mitchristen Briefe, in denen sie
schrieben: „... der Heilige Geist und wir haben beschlossen ...“ (vgl. Apg 15,28). Sie teilten, halfen den Armen und waren „ein Herz und eine Seele“(vgl. Apg 4,32). Mit anderen Worten: Sie hatten nicht nur das Sakrament empfangen, sondern setzten die Liebe zu Gott und den Mitmenschen
ganz praktisch in ihrem Leben um. Es reicht nicht, dass wir viel über Gott wissen. Vielmehr müssen wir den Glauben vom Kopf ins Herz und von dort in die Hände und Füße rutschen lassen. In diesem Sinne lud die selige Mutter Teresa einen jungen Mann, der als Voluntär in Kalkutta helfen wollte, mit den Worten ein: „Alles, was du brauchst, sind zwei helfende Hände und ein liebendes Herz.“

Verwandelndes Feuer


Jesus sagte (Lk 12,49): „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ Nach seiner Auferstehung, am Pfingstmorgen, kam der Heilige Geist in
„Zungen wie von Feuer“ auf die Jünger herab und erfüllte sie (vgl. Apg 2,3f).
Es ist derselbe Heilige Geist, der uns durch die Sakramente erfüllen will und nur darauf wartet, dass wir es ihm erlauben. Gott zwingt niemanden, er wartet geduldig und sehnsüchtig auf unser Ja. Gott, der die Liebe ist, umwirbt jede Seele, wie ein Verliebter seine Geliebte umwirbt. Dies beschreibt das Hohelied der Liebe in der Heiligen Schrift in wundervollen poetischen Bildern.
Für uns stellt sich die Frage: Habe ich den Mut und bin ich bereit, ja zu sagen? Wenn ich Gott aufrichtig in mein Leben einladen will, wird er mir den Mut dazu schenken. Er ist es, der uns Gebete wie dieses eingibt: „Mein Gott, komm mit dem Feuer deines Heiligen Geistes und verwandle mich! Mein Gott, hilf mir, mich von ganzem Herzen in dich zu verlieben!“

Ein neues Leben


Wie sehr der Heilige Geist unser Leben zu verwandeln vermag, zeigt das Beispiel der ersten Christen, die nach dem Pfingsterlebnis furchtlos, mit Festigkeit und voller Nächstenliebe auftraten. Sie wirkten in der Liebe des Heiligen Geistes, die so anziehend war, dass sich ihnen Tausende anschlossen (vgl. Apg 4,4). Als Christen ist es unsere Berufung, die Visitenkarte der Liebe Gottes hier auf Erden zu sein, damit das Pauluswort auch auf uns zutreffen möge (2 Kor 3,3): „Unverkennbar seid ihr ein Brief Christi, ausgefertigt durch unseren Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern – wie auf Tafeln – in Herzen von Fleisch.“
Um ein Brief Christi zu sein, genügt es, Gott und die Menschen von Herzen zu lieben. Der Heilige Geist der Liebe wartet nur darauf, dass wir ihn um Hilfe bitten, denn ohne ihn vermögen wir nichts. Die Liebe verändert die Welt. Unser Gott ist mächtig, seine Botschaft der Liebe kann alle und alles verändern. Die Christenverfolgung, die vor 2000 Jahren begann und heute blutige Urstände erlebt, sollte uns aufrütteln. Antichristliche Gruppen und Regierungen versuchen, das Christentum auszurotten, weil sie dessen befreiende, verwandelnde Macht fürchten. Es ist höchste Zeit, dass auch wir Christen uns dieser Macht der Liebe bewusst werden und den Heiligen Geist in unser Leben einladen. Geben wir ihm eine Blankovollmacht, und er wird unser Leben mit der Flamme seiner Liebe verwandeln und durch uns das Antlitz der Erde erneuern.

Beatrix Zureich

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